Das Mobile Atelier zu Gast in Kitzingen

Urban, mediterran und doch ganz fränkisch, so beschreibt sich der zweiter Gastgeber dieses Sommers selbst: Kitzingen. Der Main durchfließt die Stadt und lädt an seinen fast unverbauten Ufern zum Verweilen ein, ein spektakulärer Blick auf die Silhouette Kitzingens garantiert. Direkt am Ufer des Mains lag auch das Atelier. Von Mitte Juli bis Ende August war der sogenannte Bocksbeutelkeller, ein stimmungsvoller Gewölbekeller, an den sich eine großen Freifläche hin zum Main anschließt, ein Kunstraum auf Zeit.

 

Nándor Angstenberger

Als Künstler versteht sich Nándor Angstenberger als Weltenbauer, Sammler, Falter, Schneider, Suchender, Findender und vor allem Archivar von Kuriosem und Vergessenem. All das kommt in seinen Werken ganz wunderbar zum Vorschein. Er integriert Objekte und besonders gerne Kuriositäten in seine ortsspezifischen Installationen, die nach Ausstellungsende wieder zurückgegeben werden können, wenn gewünscht – als eine Art Leihgabe.

 

Fragen an… Nándor Angstenberger über seine Erfahrungen bei Das Mobile Atelier zu Gast in Kitzingen

Was ist das Besondere für dich an der Arbeit bei Das Mobile Atelier?

Im Gegensatz zu meinem Berliner Atelier, arbeite ich gerne und ausschließlich alleine, aber ich suchte bewusst durch Das Mobile Atelier Programm den Kontakt zu Interessierten und es gab auch die Möglichkeit, dass die Bewohner:innen Kitzingens bei meiner Installation mitwirken konnten. Das wurde es auch angenommen und dadurch hatte ich eine Einblick in das Leben der Kitzinger:innen bekommen, denn durch die Kunst, als Sprachrohr, wurden Wünsche, Bedürfnisse und Geschichten ausgetauscht, die normalerweise kein Gehör über diesen Weg finden.

Inwiefern nahm Kitzingen Einfluss auf deine künstlerische Arbeit oder anders gefragt: Was hat dich inspiriert?

Der Einfluss lässt sich für mich aus eigener Erfahrung erst nach einiger Zeit feststellen, der aus den oft intensiven und privaten Gesprächen mit den neuen Kitzinger Bekanntschaften resultiert. Erst später, wie ein sich wiederholendes Echo, an Erinnerungen an diese Zeit, kristallisieren sich erste Ideen, die dann tatsächlich in meine neuen Arbeiten einfließen können.

Welche Arbeiten sind während deines Aufenthaltes bei Das Mobile Atelier entstanden?

Nach einem Aufruf in der Presse und durch persönliche Gespräche wurden mir 15 Gegenstände aus der Bevölkerung in Das Mobile Atelier gebracht, die eine emotionale Verbindung oder eine Geschichte mit dem Gegenstand verbindet. Diese Gegenstände habe ich anschließend in meine ortsspezifische Installation HADELOGA integriert. Die Idee der Partizipation ist ein neuer Ansatz in dieser Form meiner Arbeit, um herauszufinden, wie Gegenstände, die durch ihre Herkunft und mit ihrer Geschichte eine neue Wertigkeit zugeschrieben bekommen, mein künstlerisches Arbeiten beeinflussen kann.

Was ist Deine persönliche Erfahrung oder Vision, was die gesellschaftliche Relevanz von Kunsterfahrung betrifft?

 Kitzingen hat mir gezeigt, dass tatsächlich Kunst als eine Art von Sprachrohr funktionieren kann, meine Atelierbesuche waren geprägt von langen Gesprächen. Mit und über die Kunst zu reden war der Anfang, und recht schnell wurden neue Themen dadurch angeschnitten: Kunst, Kunst und Kultur, über Kultur zur Kulturpolitik, um dann in politischen Themen zu landen. Also durchaus kann man eine gesellschaftliche Relevanz darin beobachten, die vor allem von der Politik nicht ignoriert werden sollte, was leider zu oft passiert. 

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