Das Mobile Atelier unterwegs in Gundelsheim

Das mobile Ateliermodul, das namensgebend für das ganze Projekt ist, bezieht von Mai bis Juni seinen ersten Standort in Gundelsheim. Der oberfränkische Ort bietet eine großartige Atmosphäre für den Kunst-Raum auf Zeit. Das Atelier dient als kreativer Ort, an dem der Berliner Künstler Johannes Jakobi sich auf kreative Weise mit dem Motto „Zusammen Außer-Gewöhnlich“ künstlerisch auseinanderzusetzt. Gundelsheim versteht sich als innovative und unkonventionelle Gemeinschaft, in der die Vielfalt in allen Bereichen des Zusammenlebens großgeschrieben wird. Durch dieses Miteinander entstehen Netzwerke, die die großen Fragen der Zeit, wie Nachhaltigkeit oder was einen zukunftsfähigen, lebenswerten Ort für Alle ausmacht, im alltäglichen Zusammenleben gemeinsam aushandeln. Sinnbildlich dafür steht der Leitenbach, der die Ortsmitte durchfließt. Er ist Treffpunkt, Brückenbauer, Ideengeber. Der Bach reiht alle wichtigen Zentren des gemeinschaftlichen Lebens an seinen Ufern aneinander.

 

JOHANNES JAKOBI

Johannes Jakobi ist künstlerischer Forscher mit Lebensmittelpunkt in Berlin. Zuletzt beschäftigte er sich 1) mit einer kritischen Sicherheitslücke in unserer Strominfastruktur, 2) mit der Thematik des Abstellens bzw. "Parkens" von Privateigentum im Stadtraum, sowie 3) mobilen Unterkünften von Obdachlosen. Er Meisterschüler an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Thilo Heinzmann (Malerei mit Raumbezug) und Prof. Ursula Neugebauer (New Media und Konzeptkunst) sowie zwei Gastsemester an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Gregor Schneider (Raumexperimente). Seine Werke wurden bereits international ausgestellt, in Deutschland u.a. in der Neuen Nationalgalerie, dem Museum für Fotografie in Berlin, dem Kunstverein Marburg sowie dem E-Werk Luckenwalde.

 

Fragen an…
Johannes Jakobi zu seinem Aufenthalt bei Das Mobile Atelier unterwegs in Gundelsheim

Was ist das Besondere für dich an der Arbeit bei Das Mobile Atelier?

Kunst inmitten der Gemeinde. Der Standort des Ateliers war in meinem Fall auf einer Wiese, die an einem Pfad lag, an dem sehr viele Menschen vorbeispazieren. Pro Tag klopften durchschnittlich 4-5 Leute an. Ich habe die vielen Gespräche sehr genossen. Sie starten zwar immer auf ähnliche Weise und man muss sich erstmal mit den beständigsten Kunstklischees auseinandersetzen, aber irgendwann habe ich gelernt, damit spielerischer umzugehen und das Gespräch auch dahin zu lenken, dass ich herausfinde, was die Menschen selber bewegt, in ihrem Interesse diesen Ort aufzusuchen.

Inwiefern nahm Gundelsheim Einfluss auf deine künstlerische Arbeit oder anders gefragt: Was hat dich inspiriert?

Ich habe in Gundelsheim von allen Leuten und zu jeder Zeit sehr viel Unterstützung und das Gefühl von Eingebundenheit erfahren. Mir wurden viele Dinge möglich gemacht, und ich hatte Zugang zu vielen Ressourcen, die künstlerisch nutzbar sind: Angefangen mit dem Kopiergerät in der Bücherei und im Rathaus, bis hin zur Mitnutzung des Bauhofs, in dem ich sehr viel Zeit verbracht habe, z.B. an der Formatkreissäge, dem Hobel, sowie diversen Handgeräten. Auch gerettetes Material wurde mir zu Verfügung gestellt, und das gemeinsame Sichten hat sehr viele Ideen erzeugt. Beispielsweise habe ich mit dem Balkenholz eines der ältesten Häuser Gundelsheims arbeiten können. Eine dendrochronologische Analyse hat ergeben, dass es ungefähr auf das Jahr 1498 +/-5 datiert werden kann. Diese Schätze zu nutzen, und auch Aufträge von der Gemeinde zu erhalten, war etwas, dass die Arbeit schnell in Schwung gebracht hat.

Was begeistert dich am Beruf des Künstlers?

Die Künste ragen potentiell in alle anderen Felder der Gesellschaft, Wissenschaft und Technik. Sie bieten Gelegenheit Verbindungen einzugehen und auf ihre Weise zu beleuchten. Die Künste geben Anstoß, sie legen offen, geben Einsichten, bieten einen anderen Blick, schaffen Visionen, oder legen den Finger in die Wunde, und vieles mehr. Das künstlerische Studium und der Beruf hat mich die Reflexion gelehrt, und meine Aufmerksamkeit geschärft.

Was ich mir wünschen würde, wäre mehr Vertrauen von Seiten der Förderpolitik, dass wir Künstler unseren Auftrag in der Regel sehr ernst nehmen. Denn zu viel Energie und Zeit (bei mir circa 65%) fließt in die Bürokratie. An dieser Stelle vielen Dank, dass es mit dem Programm des Mobilen Atelier so unkompliziert war.

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